Kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges zeigte der in Hannover lebende Werbegraphiker Kurt Schwitters in der Berliner Galerie Der Sturm erste Bilder einer von ihm ins Leben gerufenen Kunstrichtung. Im Streit mit den Dadaisten der Hauptstadt hatte deren Wortführer Richard Huelsenbeck Schwitters als den „Caspar David Friedrich der dadaistischen Revolution“ bezeichnet. Doch in einer seiner neuesten Collagen aus diversen Fundstücken hatte Schwitters auch den Fetzen eines Schriftstückes verklebt, auf dem das Wort Kommerz gestanden hatte. Nun wurde die zweite Silbe nicht nur zum Teil eines Kunstwerkes, sondern zum Namensgeber eines dadaistischen Gesamtweltbildes: MERZ.Schwitters stand für moderne graphische Entwürfe, die er vor allem für heimische Unternehmen wie die Keksfabrik Bahlsen oder für Pelikan-Tinte ausführte. Durch seine künstlerische Arbeit, die er parallel zum Brotberuf betrieb, gelangte er selbst bald zu internationalem Ruf. In Hannover klebte eines Tages ein Plakat mit Schwitters’ wohl bekanntestem Gedicht An Anna Blume an den Litfaßsäulen. Hier entstand in seinem Atelier der MERZbau, eine begehbare Skulptur, die über Jahre weiter ausgebaut wurde. Und hier hatte Kurt Schwitters seine eigenen literarischen Werke in Varietés und vor Publikum in seinem Atelier vorgetragen. Unter zunehmendem Druck ging er im Jahr 1937 ins Exil, denn die Nationalsozialisten hatten seine Kunst als „entartet“ geächtet. Zunächst lebte er in Norwegen, später in England, wo er 1948 verarmt starb.
Text: Oliver Matuschek
Photographien: Angelika Fischer
13,5 x 21 cm, 48 Seiten, Fadenheftung,
„Englische Broschur“ mit Schutzumschlag,
zahlreiche Abbildungen in getöntem Duoton
978-3-937434-54-4 € 12.00