Marcel Proust (1871 – 1922) gehört sicher zu den bemerkenswertesten Autoren der Weltliteratur. Der Schöpfer des gewaltigen, sieben gewichtige Bände umfassenden Romanwerks Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, beschrieb wie kein anderer die Gesellschaft einer untergehenden Epoche, ihre Melancholie und Größe, aber auch ihre Dekadenz und Bigotterie am Ausgang des 19. Jahrhunderts. Mit unbestechlichem Blick und feinem Gespür für Zwischentöne wurde er zu einem scharfsinnigen Analytiker von Liebe und Eifersucht, Snobismus und Eitelkeit sowie der verborgenen Abgründe des menschlichen Lebens.
Im beschaulichen Pariser Vorort Auteuil geboren, war Marcel Proust zugleich Zeitzeuge gewaltiger Umwälzungen, die seine Heimatstadt zur modernen Metropole machten. Zu normaler bürgerlicher Tätigkeit unfähig, widmete er sich schon früh seinen literarischen Neigungen, war an Zeitschriftengründungen beteiligt, verfasste Aufsätze und veröffentlichte 1903 den erfolglos bleibenden Erzählband Freuden und Tage. Nach einer Phase mondänen Lebens zog sich der Autor immer mehr zurück, arbeitete an seinem ausufernden Roman und schützte sich vor Lärm und Störung durch die korkverkleideten Wände seines Schlafzimmers. Immer wieder von Umzügen und seiner angegriffenen Gesundheit geplagt, kämpfte er um sein Werk, das ihm schließlich 1919 den Prix Goncourt einbrachte – Frankreichs nobelsten Literaturpreis.
Mein Roman ist kein Werk des Verstandes; noch seine kleinsten Elemente sind mir aus den Bereichen des Gefühls zugeflossen, ich habe sie zuerst auf dem Grunde meiner selbst entdeckt, ohne sie zu verstehen; und sie in etwas verstandesmäßig Begreifbares umzuwandeln, machte mir so viel Mühe, als wären sie der Welt des Verstandes so fremd gewesen wie ein musikalisches Motiv.
Marcel Proust
Mathias Iven folgt den Spuren des großen Romanciers, seinen häufigen Ortswechseln und Fluchten vor Lärm und Zerstreuung – immer auf der Suche nach einem ruhigen Ort für die Arbeit an seinem großen Romanzyklus.
Angelika Fischer macht mit der Kamera sichtbar, was aus Marcel Prousts Zeit heute noch auffindbar ist und entwickelt mit ihren atmosphärischen SW-Aufnahmen einen Abglanz der untergegangenen Gesellschaft des alten Paris.
Text: Mathias Iven
Photographien: Angelika Fischer
13,5 x 21 cm, 64 Seiten
Fadenheftung, „Englische Broschur“
mit Schutzumschlag, zahlreiche Abbildungen
in getöntem Duoton
978-3-937434-84-1 € 14.00